Partnerstadt

Zababdeh im Bezirk Jenin

Die Stadt Zababdeh in Palästina liegt im Südosten der Provinz Jenin und ist ein Ort mit überwiegend christlicher Bevölkerung unterschiedlicher Konfession. Ein Drittel der Menschen sind Muslime. In den Beziehungen von Bielefeld nach Zababdeh ging es zunächst um kleinere Projekte und gegenseitiges Kennenlernen. Im Dezember 2017 kam es zum Abschluss einer offiziellen Projektpartnerschaft zwischen der Stadt Bielefeld und der Stadt Zababdeh in Palästina. Das war ein besonderer Schritt auch im Blick auf die schon seit 1965 bestehende Städtepartnerschaft zwischen Bielefeld und der israelischen Stadt Nahariya.

2019 besuchte eine Delegation des Rates der Stadt Bielefeld unter der Leitung von Oberbürgermeister Clausen die Stadt Zababdeh. Ziel der Reise war es, den aktuellen Stand der Projektpartnerschaft zu bestimmen sowie gemeinsame Projekte für die Zukunft zu identifizieren. Ein besonderer Höhepunkt war die Einweihung der „Bielefeld-Straße“. Drei Monate später kam dann eine Delegation aus Zababdeh mit Gouverneur Akram Rjoob, Bürgermeister Marwan Daibes und Partnerschaftskoordinator Dawoud Shaheen zu weiteren Besprechungen in die ostwestfälische Metropole. Sie konnte zugleich das 10jährige Jubiläum der Bielefelder Nahost-Initiative mitfeiern.
Die BNI unterstützt die kommunale Zusammenarbeit der beiden Städte sowie das Austauschnetzwerk der Schulen.

Zababdeh beherbergt die Latin Patriarchate School mit einer schönen dazugehörigen Kirche. Dort werden Schülerinnen und Schüler von der ersten Klasse bis zum Abitur unterrichtet. Die BNI unterstützt den Schüleraustausch zwischen den Bielefelder Gymnasien Helmholtz und Bethel und der Latin Patriarchate School in Zababdeh.

Auf den Hügeln nordöstlich von Zababdeh ist der Sitz der Arab-American University (AAUJ), die im September 2000 den Lehrbetrieb aufnahm. Die AAUJ ist die einzige private Universität in Palästina. Heute sind dort Studierende aus Palästina, Jordanien und Israel in einer praxisbezogenen Ausbildung eingeschrieben, z.B. in den Fächern Administration, Informationstechnologie, Zahnheilkunde etc.

Der Bezirk Jenin und die gleichnamige Stadt liegt im Norden des Westjordanlandes. Der Distrikt Jenin grenzt im Norden an Nazareth und Afula, im Süden an Nablus und im Westen an die „Grüne Grenze“ zu Israel. Der Bezirk umfasst 18% der gesamten Fläche des Westjordanlandes. Die letzte Volkszählung fand 1998 statt. Im Jahre 2010 rechnete man mit ca. 500.000 Einwohnern im gesamten Distrikt, davon ca. 36.000 in der Stadt Jenin.

In der jüngeren Geschichte erlebte der Bezirk Jenin einen gewissen Aufschwung, nachdem die Eisenbahnlinie (Hedschasbahn) seit 1913 Jenin, Afula und Nablus miteinander verband. Als Folge des Ersten Weltkriegs geriet Jenin unter englische Kontrolle. Ein Denkmal im Zentrum der Stadt erinnert noch heute an die Stationierung einer deutschen Fliegerstaffel zur Unterstützung des Osmanischen Reiches gegen die Engländer im Ersten Weltkrieg.

Nach der Teilung Palästinas durch UN-Beschluss 1947 war Jenin ein umkämpfter Ort zwischen Israelis und Palästinensern, konnte aber seine Unabhängigkeit bewahren. 1967 wurde Jenin, wie das ganze Westjordanland, von Israel erobert und ist seit dieser Zeit besetzt. Mit dem Ausbruch der Al-Aqsa-Intifada im Jahr 2000, die von Israel niedergeschlagen wurde, verschlechterte sich die Lebenssituation der Bevölkerung deutlich. In den letzten Jahren hat sich die allgemeine Lebenssituation wieder verbessert, viele Gebäude wurden neu aufgebaut, die Arbeitslosigkeit ist jedoch hoch.

Jenin ist auch durch das „Cinema Jenin“ bekannt geworden. Das inzwischen geschlossene Kino war eine Initiative des deutschen Regisseurs Marcus Vetter, der das während der Zweiten Intifada zerstörte Zentrum mit deutscher Hilfe wieder aufbauen ließ; er drehte den Film „Ein Herz von Jenin“.

Durch das Dorf Raba führt ein uralter Pilgerweg von Nazareth nach Jerusalem. Es befindet sich auf einem Hügel, von dem man das gesamte Tal bis zum Jordan überblicken kann. Westlich von Zababdeh liegt das kleine Dorf Burquin. Hier soll Jesus vorbeigekommen sein und das Wunder der Heilung der Leprakranken vollbracht haben. An dieser Stelle wurde eine der ältesten Kirchen der Christenheit errichtet, die heute noch der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde als Gottesdienstraum dient. Auch die Ebene Dothan, wo Joseph von seinen Brüdern in einer Zisterne versteckt gehalten wurde, ist hier zu finden.